Zweite Endlosgeschichte Seite 2

von Finn:

Mit einem bedrückenden Gefühl auf meiner Brust, das mir den Atem abschnitt, wachte ich auf. Ich bekam kurz Panik, dachte, mir würde jemand die Luft zum Atmen nehmen wollen..bis ich sah, dass es nur ein Arm war, der quer über meiner Brust lag. Genauer gesagt der Arm von Draco. Ich lag auf dem Boden, zwischen Neville und Draco. Luna und ihr Vater, Xenophilius Lovegood, hatten uns provisorisch ein Bett zurecht gemacht und nun lagen wir zu dritt auf dem Fußboden im Wohnzimmer. Ich nahm vorsichtig Dracos Arm von meiner Brust und achtete dabei darauf, ihn nicht zu wecken. Das Schnarchen zu meiner Linken verriet mir, dass auch Neville noch schlief und so setzte ich mich langsam und behutsam auf.
Ich dachte darüber nach, was wir als nächstes tun würden. Dachte darüber nach, dass es eigentlich sehr gefährlich war, was wir getan hatten. Ich hatte meine Freunde in Gefahr gebracht. Schon wieder. Aber wäre es nicht eine viel größere Gefahr, wenn wir in Hogwarts geblieben wären? Aber..dann hatte ich all meine anderen Freunde im Stich gelassen. Egal, was ich tat..ich konnte es nie allen Recht machen. Ein leises Murmeln ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. Ich wandte meine Gesicht nach rechts und betrachtete Dracos Gesicht, seinen Mund, der leise, unverständliche Worte murmelte und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Sein blondes Haar glitzerte in dem Schein der morgendlichen Sonne, er rümpfte leicht die Nase und drehte sich auf den Rücken. Er sah wirklich unglaublich süß aus, wenn er schlief. Wenn er schlief, war er einfach nur er selbst, dann trug er nicht diese kühle Maske. Er war ein gewöhnlicher Junge, musste sich nicht verstellen..und das stand ihm außerordentlich gut. Ich weiß nicht, wie lange ich dort so saß und gedankenverloren meinen ehemaligen Erzfeind beobachtete, als ich Stimmen hörte, die sich stritten.
Ich erhob mich und folgte den Stimmen, die immer lauter wurden, musste dabei aber Acht darauf geben, den Flotte Schreibefedern auszuweichen, von denen es hier massig gab.
„Ich werde mitgehen, Papa.“
„Nein, Luna. Das ist viel zu gefährlich. Es war bereits sehr leichtsinnig von dir, Hogwarts so ohne weiteres zu verlassen. Was ist, wenn du der Schule verwiesen wirst? Dann ist deine Ausbildung dahin.“
„Du kannst mich nicht davon abhalten, ich vertraue Harry. Ich möchte ihm helfen. Verstehst du das denn nicht? Wir sind Freunde.“
„Und verstehst du nicht, dass ich dich nicht verlieren möchte? Du bist meine Tochter.“
„Aber du-“ Ich hörte nicht mehr, was Luna antwortete. Ja, diese Reise würde wirklich gefährlich werden und ich hatte nicht den leisesten Schimmer, wie unser Plan aussehen sollte. Ich hatte den anderen noch nicht einmal etwas von den Horkruxen erzählt. Von den drei ihm bekannten Horkruxen, die Voldemort auf eine groteske Art und Weise am Leben hielten, selbst wenn man Voldemort selbst töten würde. Für einen kurzen Moment befiel mich Hoffnungslosigkeit. Wie konnte ich mich mit solchen Mächten messen? Das war unmöglich.
‚Wir wissen nicht einmal, wo wir hin sollten. Bald würde es in einem Zaubererhaushalt zu gefährlich werden.’ Wenn McGonagall wirklich Todesser ist – ich schluckte und schloss kurz die Augen – dann würde sie alles daran setzen, mich wieder zu finden. Xenophilius hatte Recht, es war zu gefährlich für Luna, für Neville..und Draco. Und es machte mir ein schlechtes Gewissen, sie nicht gänzlich in mein Vorhaben eingeweiht zu haben. Ich musste es tun und dann müssten sie entscheiden, ob sie mitkommen wollen. Ich atmete tief durch. Ja, ich musste es ihnen erzählen.

Neville und Draco waren bereits wach, als ich das Wohnzimmer wieder betrat.
„Ich muss mit euch reden.“ Mit diesen Worten ließ ich mich neben den beiden nieder und sah sie mit ernstem Blick an. „Aber wir sollten auf Luna warten..sie hat das selbe Recht, zu erfahren, was ich vorhabe.“ Sie sahen mich mit verwirrten Blicken an und ich konnte mir förmlich denken, was sie dachten. Wir mussten nicht lange auf Luna warten und ich begann ihnen die Wahrheit zu erzählen. Zu erzählen, welchen Plan Dumbledore mir auferlegt hatte. Und was ich nun von ihnen erwartete..


von Phoebe:

Während ich sprach, beobachtete ich genau ihre Reaktionen. Neville saß mit angezogenen Beinen gegen das Sofa gelehnt und knabberte an seinem Daumennagel. Die Angst stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Draco hatte einen eher nachdenklichen, aber dennoch angespannten Ausdruck. Nur die nervöse Geste, sich ständig durch die Haare zu fahren, verriet wie aufgewühlt er innerlich sein musste. Oh wie ich doch wünschte, sie aus der ganzen Sache herauszulassen. Doch ich wusste, dass es meine Fähigkeiten überstieg und ich ohne meine…Freunde aufgeschmissen war. Der Plan wäre zum scheitern verurteilt gewesen, von Anfang an. Allem Anschein nach, war Luna die einzige, die nicht aus der Ruhe zu bringen war. Sie hatte ihren Kopf leicht schief gelegt und starrte mich mit verklärtem Blick an, dabei ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

„…und deshalb ist es wichtig, dass wir keine Zeit verlieren!“, endete ich meinen Vortrag. Ich blickte in die Runde, wartete auf eine Regung ihrerseits, doch zuerst herrschte nichts als Schweigen. Bedrückendes Schweigen…

„Mag jemand von euch Waffeln?“

Xenophilius Lovegood hatte Frühstück gemacht und kam mit einem riesigen Tablett voller Köstlichkeiten ins Wohnzimmer, das er vor uns auf den Couchtisch stellte. „Ich hab’ extra ein paar für euch gemacht!“ Stolz strahlte er uns drei an.

„Oh, Danke Paps!“

„Danke, Mr Lovegood“

„D..D..Danke…“

„Hmm..“

Lachend verschwand er wieder in der Küche. Luna sprang auf, nahm sich einen Teller mit ein paar Waffeln und setzte sich dann in einen der großen Ohrensessel. Neville und Draco bedienten sich ebenfalls, doch etwas zögerlicher als Luna. Als ich den dreien beim Essen zusah, bemerkte ich erst, wie hungrig ich war. Mein Magen knurrte hörbar und als ‚Antwort’ erhielt ich Luna’s Kichern.

Ich nahm den letzten Teller und befüllte ihn mit vier der köstlich dufteten Waffeln. Genüsslich lies ich mir den Geschmack auf der Zunge zergehen. Wer wusste, wann ich das nächste Mal in den Genuss kam? Wenn es überhaupt ein nächstes Mal gab. Anscheinend taten meine Freunde es mir gleich, denn lange Zeit hörte man nichts als klapperndes Besteck und zufriedenes Schmatzen.

Ich wollte mir gerade die letzte Waffel auf den Teller laden, als just in dem Moment Draco ebenfalls danach griff. Er grinste mich an und zog an seiner Gabel, um sich das Gebäck anzueignen. Doch ich gab nicht auf, schließlich war meine Gabel zuerst da gewesen! Ich zog ebenfalls an der Waffel und lieferte mir mit Draco nebenbei ein Starrduell.

Soviel zu ‚keine Zeit verlieren’ …

Nach ewigem Hin und Her gab ich letztendlich nach. „Da, du kannst sie haben, wenn dir so viel daran liegt..“, sagte ich seufzend und schob den Teller zu ihm hinüber. Draco grinste triumphierend und machte sich gleich über die Waffel her, doch zu meiner Verwunderung landete die eine Hälfte auf meinem Teller.

„Wir teilen, Potter“ -„Öh...?“ Mein Gesichtsausdruck muss wirklich komisch ausgesehen haben, den Neville und Luna brachen plötzlich in lautes Gelächter aus. Mit Schamesröte im Gesicht, sank ich meinen Kopf und begann zu essen, was die anderen zu noch mehr Lachen anspornte. Auch wenn diese scheinbar ausgelassene Stimmung unabgebracht war, so nahm sie doch etwas den Druck von uns allen und ließ uns, wenn auch nur für einen Moment, entspannen.

Doch wie immer, waren diese glücklichen Momente nicht von langer Dauer. Ein lauter Knall lies uns aufschrecken. Rauch und laute Stimmen drangen von der Küche zu uns ins Wohnzimmer. „Verdammt!“ Ich sprang auf, rannte zu Luna und schüttelte sie leicht an den Schultern. „Wie kommen wir auf dem schnellsten Wege von hier weg?!“ Sie hob ihren Kopf und starrte mich nur ausdruckslos an. „Luna, Bitte!“

Luna stand auf und ging zu einem der Regale am Ende des Zimmers, wo sie wohl einen versteckten Hebel betätigte und somit eine versteckte Tür öffnete. „Folgt mir!“, sagte sie leise und verschwand hinter dem Regal. Wir packten schnell unsere Sachen zusammen und folgten ihr ohne zu zögern. Und das war auch keinen Augenblick zu früh, denn gerade als sich die Geheimtür wieder schloss, betrat ein Todesser mit Mr Lovegood im Schlepptau den Raum. „Wo sind sie hin!!“ – „Ich-Ich weiß nicht wovon sie sprechen, bitte!“, wimmerte Xenophilius flehend. Der Todesser stieß ihn weg und durchsuchte wütend das Zimmer. Durch die dünnen Wände, konnten wir alles genau hören und hielten den Atem an, keiner wagte es sich zu bewegen.

Luna tippte mich an der Schulter an und gab mir das Zeichen ihr zu folgen. Hinter uns erstreckte sich ein langer, aber enger und dunkler Gang. Langsam tasteten wir uns in der Dunkelheit voran, bis wir weit genug entfernt waren und wir wieder sprechen konnten. „Lumos!“, wisperte ich dennoch leise. Als sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten, sah ich mich um. Die Wände wichen mehr und mehr normalem Erdboden und hier und da sprossen ein paar Wurzeln. „Wohin führt dieser Gang?“, fragte Draco, der das Schlusslicht bildete. „In den Wald, ein paar Kilometer von hier entfernt.“ Neville stolperte. Ich konnte ihn gerade noch auffangen, ehe ich selbst gestürzt wäre. „I-In den Wald?!“, jammerte er.

„Stell dich nicht so an, Longbottom und geh endlich weiter, sonst schlagen wir hier noch Wurzeln!“

„Halt die Klappe, Malfoy!“

„Uhuu, sonst was?!“

„Seid still, beide!“ Ich hatte die Nase voll davon. „Reißt euch verdammt noch mal zusammen, das können wir absolut nicht gebrauchen!“ Ich starrte die beiden wütend an und schob Neville dann an, dass wir wieder zu Luna aufschließen konnten, die einige Meter von uns entfernt auf uns wartete.

Lange Zeit liefen wir schweigend hintereinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, bis Luna plötzlich anhielt. „Was ist los, warum bleiben wir stehen?!“, rief Draco nach vorne und stellte sich auf die Zehenspitzen um was zu sehen, wobei er sich auf meiner Schulter abstützte.

Vor uns gabelte sich der Gang. „We-Welchen müssen wir nehmen?“ Neville lugte vorsichtig an Luna vorbei, welche nur mit den Achseln zuckte. „Wie, du weißt nicht wie es weitergeht?!“ Draco schob sich an mir und Neville vorbei, vor zu Luna. „Sag, dass das ein Scherz ist, Lovegood!“ Ausdruckslos schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich weiß es nicht…“ Neville zuckte zusammen und Draco vergrub seinen Kopf in den Händen. „Na wunderbar, und jetzt?“

„Ich hab eine Idee…“, sagte ich nach kurzer Zeit und ging vor zu der Weggabelung. „Oh, da bin ich jetzt aber gespannt, wie der glorreiche Potter uns aus dieser Situation heraushelfen wird!“ Der Slytherin verschränkte die Arme und sah mich abwartend an. Ich rollte mit den Augen und wandte mich an Luna. „Wir schicken unsere Patroni in jeweils einen der Gänge und lassen sie auskundschaften. Glaubst du, das wäre möglich?“ „Einen Versuch ist es wert!“, antwortete sie lächelnd und holte ihren Zauberstab aus der Jackentasche. Wir richteten sie auf die Gänge und riefen gleichzeitig „Expecto Patronum!“ Kaum hatten wir die Zauberformel ausgesprochen, erschienen die beiden Patroni und rasten davon in die Dunkelheit. Wir mussten nicht lange warten, bis Lunas Hase zurückkam und uns ‚Bericht erstattete’. Sie streichelte ihm sanft über den Kopf ehe er verschwand. „Wir müssen da lang.“ Sie zeigte verträumt in den Gang, den ihr Patroni auskundschaftet hatte.

Unsere Gruppe setzte sich wieder in Bewegung und nach ungefähr zwei Stunden konnten wir endlich wieder frische Luft einatmen. Wir hatten das Ende des Tunnels erreicht und kletterten aus dem Loch, das wie ein alter Baumstamm getarnt war. Es war bereits später Nachmittag, soweit ich das durch das dichte Gestrüpp an Bäumen ausmachen konnte. Ein schmaler Trampelpfad führte durch die Baumreihen und wir beschlossen ihm zu folgen, da niemand genau wusste, wo wir uns befanden.

Stundenlang marschierten wir durch den Wald, ohne das ein Ende in Sicht war. Es hatte zu Dämmern begonnen und man konnte ohne künstliches Licht kaum etwas erkennen. Als wir auf eine Lichtung trafen – wobei ‚kleiner baumloser Fleck’ wohl die bessere Bezeichnung dafür wäre – schmiss Draco seine Tasche zu Boden und setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm. „Mir reicht’s, lasst uns eine Pause machen!“ „Wir können keine Pause machen, wir müssen weiter!“, sagte ich drängend. „Red keinen Schwachsinn, Potter! Guck sie dir doch an, wir sind alle müde!“ Er zeigte auf Neville und Luna, die sich beide ebenfalls erschöpft zu Boden fallen gelassen hatten. Ich war geschockt über mich selbst. War ich so ignorant, dass mir das nicht auffiel? „Tut mir Leid…“ Ich lies meine Tasche ebenfalls fallen und starrte mit hängendem Kopf zu Boden, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. „Schon gut, Harry. Lasst uns einfach die Zelte aufbauen!“ Aufmunternd lächelte Luna mich an und holte darauf anschließend die zwei magisch verkleinerten Zelte auf ihrem Rucksack, welche sie mit einem kurzen „Erecto“ aufstellte.

„Es müssen sich wohl immer zwei Leute eines teilen“, sagte Neville, als er sie genauer unter die Lupe nahm.

- Schweigen –

Luna holte eine alte Streichholzschachtel aus ihrer Manteltasche und nahm vier Hölzchen heraus. „Wir losen aus!“



~*~



„Ich werde ganz bestimmt nicht mit Potter in einem Zelt schlafen!“, protestierte Draco lauthals. „Dann wünsche ich dir einen angenehme Nacht hier draußen, es soll nämlich sehr kalt werden!“ Lachend verschwand Neville in seinem Zelt und Luna folgte ihm gleich darauf. Wütend starrte Draco mich an. „Was?“ – „Nichts!“ Schnaubend stolzierte er an mir vorbei und kroch in unser Zelt. Unser Zelt….

Seufzend kroch ich hinterher und musste zu meiner Enttäuschung feststellen, dass es sich diesmal nicht um ein verzaubertes Zelt handelte. Es war gewöhnlich und viel zu klein. „Um eines klarzustellen, DAS…“ er zeichnete mit seinem Fuß eine unsichtbare Linie „...ist meine Seite. Kommst du auch nur ein Stück über die Grenze bring ich dich um!“ „Jaja….“ Ich rollte meinen Schlafsack aus, legte mich hin und achtete dabei darauf, dass ich immer auf ‚meiner’ Seite blieb.

Neville hatte Recht, es war wirklich verdammt kalt und ich zog den Reißverschluss meines Schlafsackes bis oben hin zu und versuchte einzuschlafen, was mir aber irgendwie nicht gelingen wollte. Ich hörte Dracos gleichmäßiges Atmen, er war wohl schon eingeschlafen. Dann bemerkte ich noch etwas.

„Draco?“

„Hmm?“

„Das ist mein Arm, auf dem du schläfst…..“


von Finn:

Am nächsten Morgen weckte mich das durchs Dach scheinende Sonnenlicht, welches für eine angenehme Wärme im Zelt sorgte und mich ab und zu an der Nase kitzelte. Ohne weiter darüber nachzudenken, kuschelte ich mich mehr in meinen Schlafsack, immer noch mit geschlossenen Augen. Regungslos blieb ich liegen und genoss den Moment und die für Mitte Oktober mehr als untypische Wärme. Ich lauschte den Geräuschen des Waldes, dem Zwitschern der Vögel und dem leisem Atmen Dracos.
-
Mit einem Schlag war ich hellwach. Ich starrte an die Decke, hob meinen Kopf und blickte den Tatsachen, in diesem Fall Draco, ins Gesicht. Sein Kopf lag zum einen Teil auf meiner Schulter zum anderen auf Meiner Brust und auch von meinem Arm hatte er Besitz ergriffen. Mit einem Mal wurde mir klar, dass es nicht die Sonnenstrahlen waren, die mich die ganze Zeit kitzelten. Sanft strich ich ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und kicherte leise, als er leise vor sich hin schmatzte.
Ich versuchte ich mich unbemerkt aus der Umklammerung zu befreien, was sich um einiges schwerer erwies als ich dachte. Draco spürte anscheinend die leichte Bewegung an seiner Seite und drehte sich gähnend auf den Rücken, die Arme von sich gestreckt. Ich richtete mich auf, stütze mich mit der einen Hand auf dem Boden ab und kratzte mich mit der zweiten verlegen am Kopf.
„Morgen…“ Draco öffnete ein Auge, blickte sich um und schloss gleich es wieder, dabei etwas Unverständliches grummelnd. „Wie bitte?“ - „Hatten wir nicht eine Abmachung?“, er setzte sich ebenfalls auf „Ist ja nett, dass du zum Kuscheln rübergerückt bist, aber jetzt hätte ich doch gerne wieder meinen Freiraum! Also zisch ab, Potter!“ Mir klappte der Mund auf. „Entschuldige Mal, aber du warst derjenige, der mir das Blut im Arm abgequetscht hat!“ – „W-Was?!“ Man konnte richtig beobachten, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. „Awww, vermisst der arme Draco etwa seinen Teddy, huh?“, neckte ich lachend. „Halt die Klappe!“ „Oh, da hab ich wohl einen wunden Punkt erwischt…“ „HALTS MAUL, POTTER!“ Wütend riss er den Reißverschluss des Zeltes auf, stürmte hinaus und lies mich dort allein zurück, wo ich mich vor Lachen am Boden kugelte.

Den ganzen Tag strafte Draco mich mit kalter Ignoranz. Er stand auf, wenn ich mich neben ihn setzte, hörte mir nicht zu, wenn ich mit ihm reden wollte. Und irgendwann wurde es mir zu viel: als Luna und Neville aus Sorge um Mr. Lovegood zurück zum Haus schlichen und Draco und ich bei unserem Lager blieben, stellte ich ihn zur Rede.
„Hast du jetzt vor, mich ewig zu ignorieren?“
„Wenn es sein muss. Natürlich.“
„Ich-“
„Ist mir egal.“
„Ähm..was?“ Draco gab einen genervten Laut von sich und verzog sich an den nahe gelegenen See. Frustriert setzte ich mich auf einen Stein und beobachtete den Slytherin aus weiter Entfernung. Er hatte sich an das Ufer gesetzt und ließ nun Steine über den See hüpfen. Bei solcher Sturheit musste ich an Ron denken, an das trimagische Turnier und meinen ersten richtigen Streit mit ihm. Ich hatte nicht verstanden, warum Ron sauer war, warum er seine Ohren auf Durchzug stellte und so unglaublich stur war. Das gleiche Gefühl hatte ich jetzt bei Draco. Nur da war etwas..etwas anderes. Etwas, was ich nicht nachvollziehen konnte. Wir mussten zusammen halten, um etwas gegen Voldemort ausrichten zu können.
Das blonde Haar des jungen Slytherin glänzte in der Oktobersonne und der schimmernde See im Hintergrund machte das Bild perfekt. Ich konnte meinen Blick nicht von diesem Spektakel wenden und wurde erst wieder aus meiner Bewunderung gerissen, als ich Stimmen hörte.
„Luna, Neville. Was ist passiert? Wie geht es deinem Vater?“ Mein Gesicht nahm einen alarmierenden Ausdruck an, als ich Spuren von Tränen auf Lunas Wangen entdeckte.
„Ich denke..ich hoffe, dass mein Vater in die Wälder geflohen ist. Die Todesser haben unser Haus vollkommen zerstört, aber es fehlen einige Dinge von meinem Vater. Er hat es geschafft, ganz bestimmt. ..oder?“ Sie sah mich hoffend an, als könnte ich ihr sagen, was passiert war. Hilflos sah ich in Nevilles Gesicht und sah dort genau das, was ich selbst fühlte. Verwirrung, Angst, Hoffnungslosigkeit..
Als Draco sich zu uns gesellte und fragte, was passiert sei, liefen weitere Tränen über Lunas Gesicht und sie lief in ihr Zelt.
„Ich werde nach ihr sehen.“, murmelte Neville und schlurfte Luna niedergeschlagen hinterher. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Es war nur meine Schuld. Wenn Lunas Vater etwas zugestoßen ist, dann…Ich schloss die Augen und ballte meine Hände zu Fäusten. Mit nur wenigen Schritten war ich in meinem Zelt, legte mich hin und wickelte mich in den Schlafsack.

„Severus! Was hast du zu berichten?“
„My Lord, Potter und seine kleinen Freunde haben es geschafft zu entkommen. Xenophilius Potter ebenfalls. Sie müssen in die Wälder geflüchtet sein.“
„Ich bin von Idioten umgeben! Crucio!“ Ich sah mit Genugtuung, wie Snape vor Schmerz zuckte, sich krümmte und krampfhaft den Schrei unterdrückte, der sich seine Kehle nach oben bahnte.
„Finite Incantatem. Das reicht vorerst. Es ist noch nicht an der Zeit, Potter zur Strecke zu bringen. Früher oder später wird er mir von alleine in die Arme laufen und dann wird er es bitter bereuen, sich gegen mich gestellt zu haben. Er wird seine Eltern verfluchen, die ihm schon als kleines Kind dieses Schicksal auferlegt haben.
Es ist an der Zeit, dass ich den Schlammblütern dort draußen zeige, welche Macht Lord Voldemort besitzt. Die Zeit der Angst und des Schreckens ist nun angebrochen.“ Ich ließ ein schauriges Lachen von mir hören, malte mir die qualvollen Schreie der sterbenden Muggel aus.
„Ihr habt Glück, dass ich heute solch gute Laune habe. Ich lasse euch ein bisschen mit Muggeln spielen. Severus du wirst einen Angriff leiten. In der morgigen Vollmondnacht werdet ihr den Muggelort Lankershire angreifen. Ihr werdet ihn kennzeichnen, hinterlasst Angst, Schrecken, Verlust..den Tod. Tobt euch aus und zeigt der Welt dort draußen, dass Lord Voldemort zurück ist und dass er nicht untätig herum sitzt.“ Ich lachte, fühlt mich erhaben, mächtig. Ich lachte, wie ich lange Zeit nicht mehr gelacht hatte. Triumph..

„AHHH. NEIN!!“ Mit einem lauten Schrei setzte ich mich auf. Mein Gesicht war feucht, mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Narbe brannte, wie schon lange nicht mehr. Tränen liefen meine Wangen hinab und vermischten sich mit dem Schweiß auf meinem Gesicht.
„Potter, was zum Teufel..?“ Draco hielt inne, als er sah, in welchem Zustand ich mich befand und krabbelte auf allen vieren zu mir. Mein Atem kam schwer und ich fühlte mich, als hätte ich einen Marathonlauf hinter mir.
„Voldemort..er plant einen Angriff auf Lankershire.“, murmelte ich und konnte ein leises Schluchzen nicht verhindern. Ich hatte schon lange keine Visionen mehr gehabt, hatte fast vergessen, wie es war, in Voldemorts Geist einzudringen. Dieser Schmerz. Voldemort war nicht untätig..ganz und gar nicht.
„Woher..?“ Ein Blick von mir genügte und Dravo verstummte. Mir wurde erst jetzt klar, dass Draco nicht wusste, dass ich mit Voldemort verbunden war. Dass ich fühlte, was er fühlte.
„Durch meine Narbe bin ich irgendwie mit Voldemort..verbunden. Manchmal dringe ich unterbewusst in seinen Geist ein und sehe, was er tut. Ich spüre, wenn er glücklich ist oder zornig.. Und im Moment ist er glücklich. Verspürt Triumph, weil er der Welt dort draußen zeigen will, dass er noch da ist.“, murmelte ich bitter.
„Das..tut mir Leid.“ Dracos Gesicht spiegelte nur Mitleid wieder, keinen Spott oder Unglauben. Er starrte gebannt auf meine Narbe und fuhr mit einem Finger darüber. Ich zuckte zurück und Draco schaute mich entschuldigend an. Als mich ein heftiges Zittern ergriff, strich Draco mir über den Rücken..zaghaft, beruhigend und in diesem Moment spürte ich eine Welle der Zuneigung zu ihm. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich ritt, als ich ihn in eine sanfte Umarmung zog und an mich drückte. Einige Sekunde verharrten wir so, bis Draco zurückfuhr. Seine Wangen nahmen eine rötliche Farbe an und ich war mir sicher, dass mein Gesicht nicht viel anders aussah.
„Und..was machen wir jetzt?“, räusperte ich mich.
„Vielleicht sollten wir erst einmal mit den anderen beiden sprechen..“, murmelte Draco und vermied es, mir in die Augen zu sehen.
„Ja..“


von Viella Vie:

Ich ging aus unserem Zelt, rüber zu dem der Anderen und rüttelte am Reißverschluss. Ich war noch ziemlich nervös und aufgekratzt von der letzten Nacht, deswegen riss ich ihn prompt kaputt. ‚Scheiße'.. Alles schlechte kam, wie bei mir üblich, immer zu einer Zeit. "Lass mich mal machen" bot Draco sich an, ganz ohne beißenden Kommentar wie ER es früher immer getan hatte. Erst jetzt file mir seine Veränderung richtig auf. Auch äußerlich sah ER viel gelassener aus, wenn ER erstmal seine zynische Fassade fallen gelassen hatte. Ich fand ihn viel hübscher, wie ER sich auf das Zelt konzentrierte um es nicht noch mehr zu zerreißen. Es war aber ein so großer Riss im Zelt, dass ich herein schauen konnte. Was ich dort sah entlockte mir ein kleines Schmunzeln. Das musste auch Draco bemerkt haben, denn ER ließ von seiner Arbeit AB und schaute rein zu dem schnarchenden Neville der Luna im Arm hielt, die dort sehr eng an ihn angekuschelt lag. ‚Sehr eng..' bemerkte ich bei näherem hingucken. "Na DA haben sich zwei gefunden.." spöttelte Draco. "Lass die beiden doch" sagte ich etwas verärgert, worüber ER wiederum lachen musste.
Nevilles Schnarchen war sehr durchdringend, kein kleines Röcheln, eher das Geräusch, das ein Schaf macht, wenn es blökt oder wie Filch immer geknurrt hatte wenn Mrs. Norris ihm von zwei Rumstreunern berrichtete. Ich wunderte mich, dass Luna nicht schon längst von dem Schnarchen wach geworden war, ‚auch vergleibar mit einer Motorsäge, die auf nasses Holz schneidet..' dachte ich. Ich musste sagen, so ein Schnarchen hatte ich noch nie gehört und ich konnte mich auch nicht erinnern, dass Neville jemals im Jungenschlafsaal im Gryffindor Turm geschnarcht hatte. Obwohl.. An Vollmond, hatte ich DA nicht immer so ein seltsames Geräusch gehört? Immerhin war heute ein Tag vor Vollmond. ‚Das musste es sein' dachte ich.
Von einem Knuff Draco's in meine Rippen wurde ich wieder in die Realität zurück geholt, und musste unwilkürlich laut loslachen, als ich daran dachte wie viel ich noch in Nevilles Geschnarche reininterpretieren könnte. Als ich einen lang gezogenen Seufzer vernahm drehte ich mich nacht rechts, und siehe DA, Neville und Luna waren beide aufgewacht, ‚Von meinem Lachen, aber von seinem Schnarchen nicht oder wie?' ich konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken.
Neville, der wohl gerade erst bemerkt hatte, dass Draco und ich ihn quasi erwischt hatten, life puterrot an. "Was ist denn Los Harry..?" murmelte dagegen die verschlafene Luna, im Gegenteil zu Neville machte ihr ‚Draco's und meine Entdeckung' anscheinend nichts aus.
Als ich mit meinem Bericht der Vision fertig war, wurden Luna und Neville ziemlich nervös, und wollten so schnell wie möglich ihren Kram zusammen packen. Draco hielt sie zur Ruhe an "Wenn ihr das so macht, können wir nicht vernünftig aufbrechen...". Aber Neville ließ sich nicht so einfach beruhigen immer wieder wuselte ER zwischen unseren Zelten hin und her, als wäre ER ein gehetztes Kaninchen. ‚Mit Vergleichen hatte ich es heute wirklich gut' dachte ich, unterdrückte mir aber ein lachen, DA ich sonst vermutlich Luna zur weiß Glut gebracht hätte, die schon so entnervt hinter Neville her rannte und seine fallen gelassenen Gepäckstücke einsammelte.
"Wir können nicht alles mitnehmen.." meinte Draco nach einiger Zeit, und auch ich hatte schon festgestellt, wie viel Müll sich nach einer Nacht schon bildet.
Als wir endlich unsere Sachen beisammen und geschultert hatten, machten wir uns ‚zu Fuß' auf den Weg nach Lankershire, dass zum Glück nicht weit von dem Wald lag, wo wir uns gerade befanden- laut Luna.
Ich hoffte wir würden noch vor Mitternacht ankommen, sonst würde es fatal werden...


von Phoebe:

Der Weg durch den Wald war mühsam und beschwerlich. Schweißperlen standen mir auf der Stirn und es fiel mir schwer auf dem unebenen und durchwachsenen Boden Halt zu finden. Dunkelheit umhüllte uns. Das einzige Licht spendeten unsere Zauberstäbe, doch schien es fast, als würde das schwarze Nichts uns umzingeln und versuchen es zu verschlucken. Ganz genauso, wie mich meine Angst und Selbstzweifel zu verschlucken drohten.

Ich sah es vor mir, als wäre ich mitten im Geschehen, doch nur als Zuschauer, dem es untersagt war einzuschreiten. Ich sah meine Freunde wie sie um ihr Leben kämpften, Wut, Verzweiflung, Tod...Ich sah das, wovon ich sie immer beschützen wollte, doch anstatt sie aus allem rauszuhalten, trieb ich sie nur noch mehr ins Verderben, immer und immer wieder, bis es irgendwann kein Zurück mehr gab.

Die Umgebung verschwamm vor meinen Augen, die Stimmen der anderen wurden immer leiser, bis sie bald nur noch einem Echo aus weiter Ferne glichen Ich torkelte, zuerst leicht, dann immer stärker und verlor letztendlich völlig das Gleichgewicht. Weder meinen Aufprall zu Boden, noch die erschrockenen Rufe meiner Freunde oder gar die helfende Hand Dracos, welcher gleich bei meiner Seite war, nahm ich war. Verzweifelt krallte ich mich in das feuchte Moos des Waldbodens. Ich wollte, dass es aufhörte, dass die schrecklichen Bilder in meinem Kopf endlich verschwanden, alles sich doch noch zum Guten wendete.

Eisiger Wind pfiff durch die Bäume und trug ein grausames Lachen mit sich, triumphierend und boshaft zugleich. Von überall her hallte seine Stimme und lies mich erschaudern.

Ich versuchte dagegen anzukämpfen, zu verhindern, dass er die Macht über mich gewann, doch war ich zu schwach. Seine Stimme wurde immer klarer, immer lauter. Ich schrie, bemerkte nicht, wie meine Draco und Luna versuchten mich zu beruhigen. Doch es war aussichtslos, ich war gefangen in einem Gefängnis meiner eigenen Angst.

Stechender Schmerz riss mich plötzlich aus der Trance. Erschrocken starrte ich in das Gesicht Dracos und strich mir gleichzeitig über meine pochende linke Wange. Er hatte mir mit voller Wucht eine Ohrfeige verpasst, damit ich wieder Herr meiner Sinne wurde, Ich lies meinen Blick zu Luna wandern, die sich ängstlich an Neville geklammerte hatte und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Zitternd tastete ich nach meinem Zauberstab und stand langsam auf. Mit wackeligen Beinen ging ich an den Dreien vorbei, die sich vor Schock noch keinen Millimeter bewegt hatten. „Harry..was..“ – „Wir müssen weiter….“ Ich blieb nicht stehen, ging immer weiter der Dunkelheit und dem unvermeidlichem Schicksal entgegen.


von Maybe:

Ich schritt hastig voran, die Blicke meiner Freunde im Rücken. Das besorgte Tuscheln zwischen Luna und Neville.
Meine Augen durchsuchten die Gegend, die Nacht brach langsam herein, wir sahen immer weniger. Selbst wenn Lankershire hinter dem Wald lag, wir hatten nicht bedacht, wie groß dieser Wald war. Plötzlich vernahm ich das vorsichtige Knacken von trockenem Holz.
“Stopp!”, flüsterte ich eindringlich. Draco stellte sich neben mich, scheinbar hatte er das Geräusch ebenso gehört wie ich. Wir sahen uns an und nickten uns zu.
“Ihr beiden bleibt hier, falls uns etwas zustößt dann rennt so schnell ihr könnt, habt ihr verstanden?”, befahl ich Luna und Neville, die gehorsam nickten - doch ihr verzweifelter Ausdruck im Gesicht verriet mir das Gegenteil. Diese beiden würden kommen und uns helfen, sei die Situation auch noch so verloren. Insgeheim bewunderte ich ihren Mut.
“Los, Potter.”, drängte Draco schließlich leise und machte sich auf den Weg in die Richtung des Geräuschs.
Ohne weitere Worte folgte ich ihm, drehte mich jedoch noch einmal herum und sah die Zurückbleibenden eindringlich an. Neville senkte den Blick. Dachte ich’s mir.
Unsere Zauberstäbe zum Angriff oder zur Abwehr erhoben, bahnten wir uns so leise es irgendwie ging unseren Weg durch den Wald. Mittlerweile waren wir uns nicht mehr so sicher, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war, als plötzlich hinter mir ein Ast zerbrach.
“Stupor!!!”
Ein Schlag erfasste mich im Rücken, ich wurde nach vorn geschleudert und kam schließlich äußerst unsanft am Boden auf, der Schmerz raubte mir für kurze Zeit den Atem.
“Expelliarmus!”, vernahm ich Dracos Schrei. Verdammt, was war los? Mir wurde schwarz vor Augen, ich verlor das Bewusstsein…

“Potter… Potter! Der wacht ja gar nicht mehr auf! Ist das normal?”
Leise im Hintergrund brabbelnd hörte ich die besorgte Stimme Dracos. Ich wollte meine Augen aufschlagen, allerdings sah ich weiterhin nur schwarz - ich öffnete sie trotzdem.
“Harry! Alles okay mit dir?!”, rief Luna erleichtert, ich spürte eine kalte Hand auf meiner Stirn, die mich langsam weiter in die Realität holte.
“Gebt ihm was zu trinken.”
Diese Stimme… woher kannte ich sie nur? Mit einem Schlag war ich hellwach.
“Mr. Lovegood… Ihnen ist also nichts passiert… Gott sei Dank…”, murmelte ich erleichtert, angesichts seiner Anwesenheit.


von Finn:

Meine Kehle fühlte sich kratzig an und mein Kopf schmerzte mir ebenso wie all meine Glieder.
„Was ist passiert?“, presste ich hervor und setzte mich etwas aufrechter hin. Eine warme Hand stützte mich und als ich sah, dass es Draco war, der mir half, warf ich ihm ein dankbares Lächeln zu. Er wandte seinen Blick ab und sah stattdessen auf den Boden.
„Ihr wurdet von Todessern angegriffen, Harry..“, antwortete Xenophilius Lovegood leise und reichte mir eine Trinkflasche.
„Wie ist das passiert?“, fragte ich entsetzt.
„Es war ziemlich leichtsinnig von euch, direkt in die Arme der Todesser zu laufen. Es hätte so einiges passieren können. Lankershire ist nicht mehr weit von hier entfernt, einige Todesser trieben sich hier herum und haben euch entdeckt. Zum Glück bin ich Neville und Luna in die Arme gerannt..die beiden haben mir sofort erzählt, was ihr geplant habt. Es waren nicht sehr viele Todesser, sodass Draco sie ablenken konnte, bis wir gekommen sind. Du wurdest nur von einem Stupor getroffen, also nichts allzu Schlimmes.“ Mit einem Stöhnen griff ich mir an den Kopf. Es war wirklich nicht sehr schlau gewesen. All die Todesser und ich, Voldemorts Erzfeind, spaziere einfach zu einem Angriff in der Hoffnung..ja, warum eigentlich? Wollte ich sie aufhalten? Nur mit Dracos Hilfe? Ich schnaubte. Ich war so dumm gewesen. Hermine hatte Recht gehabt, als sie mir vorgeworfen hatte, ich hätte einen Heldenkomplex. Es schmerzte an Hermine zu denken, an Ron..und dass die beiden nun nicht bei mir waren. Es war einige Zeit vergangen, seit ich sie das letzte Mal im St. Mungo besucht hatte. So lange..
Ich hatte die beiden in Gefahr gebracht und nun auch noch Draco, Luna und Neville..ich brachte nichts, als Gefahr..den Tod.
„Hör auf damit.“, flüsterte Draco und lies sich neben mir nieder. Neville, Luna und ihr Vater standen einige Meter entfernt und unterhielten sich leise. Die Sonne war bereits aufgegangen und während ich an einen Baumstamm gelehnt auf dem Boden saß, vernahm ich den Geruch von Tod. So viele Tote..ob sie schon entdeckt worden waren?
„Ich tu doch gar nichts.“, sagte ich verwirrt.
„Du gibst dir die Schuld an dem, was passiert ist. Du tust es immer..denkst du, das ist mir nicht aufgefallen?“ Ich spielte mit meinen Händen, besah meine Nägel, als wären sie das Wichtigste auf der Welt..nur um Draco nicht in die Augen schauen zu müssen. Er hatte Recht.
„Wir können eigene Entscheidungen treffen. WIR haben entschieden mit dir zu gehen, nach Lankershire zu gehen. Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen.“
„Aber ich hätte es besser wissen müssen..ich..weiß, wie die Todesser sind und dass sie niemals zögern würden, jemanden zu töten.“
„Ach..und du denkst, dass ich nicht weiß, wie diese Monster ticken?“, fragte er bitter.
„Ich..nein..“ Lunas Vater bewahrte mich vor weiteren Dummheiten, als er mit den Worten „Wir müssen weiter, Jungs.“ zu uns kam.
„Wo hin denn?“, fragte ich.
„Zum Hauptquartier des Orden des Phönix.“


von Maybe:

Das Hauptquartier war eine sehr gute Idee. Warum bin ich da nicht selbst draufgekommen?
Verärgert über mich selbst starrte ich zu Boden und ignorierte Dracos genervten Blick, der mich streifte.
Doch wie sollten wir so schnell ins Quartier gelangen? Mir fiel erst jetzt auf, dass wir so geistreich waren und in der Eile vergessen hatten, unsere Besen zu nehmen.
„So, Kinder. Dann versammelt euch mal um mich.“
Erstaunt blickte ich auf Mr. Lovegood, der wie aus dem nichts eine Ausgabe des Klitterers in Händen hielt. Was will er denn jetzt mit der Zeitung? Draco musste wohl meine Gedanken gelesen haben, da er entsetzt auf das Käseblatt starrte.
„Ich weiß nicht wirklich, was uns Ihr Klatschblatt nun helfen soll.“, meinte er schließlich mit einem abfälligen Unterton.
„Nur mit der Ruhe, junger Mann. Ein alter Zauberer ist schließlich kein D-Zug...“
Neville guckte sich etwas nervös in unserer Reihe um. Er tat mir irgendwie wirklich leid. Wobei wir alle genauso viel wussten wie er.
Nein. Stopp.
Auf Lunas Gesicht war ein breites Lächeln zu sehen. Meiner Meinung nach etwas zu breit... was geht hier vor?
„Reicht mir eure Hände!“
Da dämmerte es mir. Oh, mein, Gott. Schon beim bloßen Gedanken an einen Portschlüssel wird mir unweigerlich kotzübel.
Ich verzog unbewusst mein Gesicht und reichte Draco zu meiner linken und Luna zu meiner rechten Seite die Hand.
Wie ich es hasse....
„Meine Erstausgabe des ersten Klitterer-Exemplars wird uns nun zur neuen Unterkunft des Orden des Phönix apparieren. Macht euch bereit, Kinder.“
Oh ja. Und wie ich bereit war. Mein Magen schlug jetzt schon wilde Purzelbäume...
Und bevor ich noch weiter denken konnte, ging es schon los. Würg.
Gott sei Dank konnte ich den Brechreiz einigermaßen zurückhalten, bis wir äußerst unsanft auf harten Boden geschleudert wurden.
Ich rieb mir den Hinterkopf und schloss erst einmal die Augen, bevor ich mir dem Gestank bewusst wurde, der uns umgab.
Und schon hörte ich Dracos entsetztes Schnaufen neben mir, also öffnete auch ich meine Augen.
„AAAAH!!!“
Außer mir vor Schock sprang ich wahrscheinlich zwei Meter in die Luft und rannte was das Zeug hielt.
Ich bin inmitten von rosa Schweinen gelandet, die mich alle anstarrten, als wäre ich das leckerste Kartoffelstück der gesamten Muggelwelt.
Meine Rennerei war allerdings umsonst... die Schweine schienen sich wohl eher für Dracos blonden Haarschopf zu interessieren, da sie alle ganz neugierig um ihn herumstanden und ihm abwechselnd mit ihrem fauligen Atem über den Kopf bliesen; ein zufriedenes Grunzen begleitete das Ritual, wenn die Haare besonders hoch flogen.
Kopfschüttelnd kletterte ich über den Zaun und klopfte mir erstmal die trockene Erde von meiner inzwischen ziemlich ramponierten Jeans.
„HARRY!!!“
Wie vom Donner gerührt drehte ich mich nach rechts und traute meinen Augen kaum.
„Hermine! Ron!!“
Ich konnte mich gar nicht vom Fleck rühren, als die beiden schon bei mir waren und mich in der Wucht einer Umarmung (abermals) auf den harten Boden der Tatsachen beförderten.
„Was macht ihr hier? Wie geht’s euch? Verdammte scheiße, warum habt ihr mir nicht erzählt, dass ihr entlassen worden seid?!“, rief ich erleichterte und drückte abwechselnd Hermine und Ron.
„Harry... tut mir Leid wenn ich unsere Euphorie so unterbreche.. aber... du stinkst.“, meinte Ron schließlich naserümpfend und wich ein kleines Stück von mir zurück.
Laut lachend ließ ich mich auf den Boden zurückfallen – von dem ich mich mittlerweile versucht hatte, aufzurichten – und ließ meiner Euphorie über dieses unverhoffte Wiedersehen freien Lauf.
Auch Hermine lachte aus freien Zügen. Bis sie Draco entdeckte, der sich mittlerweile aus der Mitte der Schweine befreit hatte.
„Was tut er hier, Harry?“, fragte sie ungläubig und ich meinte, einen verletzten und empörten Unterton herauszuhören.
Als Ron begriff, wen sie meinte, starrte auch er mich entsetzt an und verlangte mit seinem enttäuschten Blick nach einer Erklärung.
Au Backe...


von Finn:

„Uhm..“ Ratlos kratzte ich mich am Kopf und sah hilflos zu Luna und Neville, die nun, gemeinsam mit Mr. Lovegood, zu uns gestoßen waren.
„Ich denke, wir sollten vielleicht erst einmal ins Haus gehen, bevor uns hier noch jemand entdeckt.“, meinte Lunas Vater und schob uns in Richtung eines alten, baufälligen Hauses. Es erinnerte mich stark an den Fuchsbau und war doch irgendwie ganz anders.
„Wem gehört das Haus?“, fragte ich und sah es mir genauer an.
„Den Woolsocks. Grammy Woolsock war schon während des ersten Krieges gegen Du-weißt-schon-wen im Orden des Phönix und hat uns nach Sirius’ Tod ihr Haus zur Verfügung gestellt. Es ist mindestens genauso groß, wie der Grimmauldplace und noch dazu viel gemütlicher. Du wirst es bestimmt mögen.“ Ich erwiderte nichts und musste an Professor Dumbledore denken, an Sirius.. so viele hatten in diesem Krieg schon ihr Leben gelassen.. und es würden mehr werden, bis ich Voldemort den Gnadenstoß verpassen würde. Ich musste ihn töten, diesem Horror ein Ende setzen.
„Wer ist der Leiter des Ordens?“ Draco sprach etwas an, was ich mich selbst auch schon länger gefragt hatte. Seit Dumbledores Tod fühlte ich mich abgeschottet, niemand verriet mir etwas. Niemand verriet mir die Pläne des Ordens und das kränkte mich. Ich war es, der Voldemort töten sollte und die anderen ließen mir keine großen Chancen, mich auf diesen finalen Endkampf vorzubereiten. Nicht, dass ich irgendwann einmal richtig bereit sein würde.. ich sah meinem sicheren Tod entgegen. Doch mittlerweile nahm ich diese Tatsache gelassener hin, als ich es je zu träumen gewagt hatte. Ich hatte mich verändert..

Wir traten in das Haus ein und aufgebrachte Stimmen schlugen uns entgegen, ließen mich anhalten. Was war da los? Verwirrt schaute ich zu Lunas Vater, doch er schüttelte nur den Kopf.
„Kommt mit.“ Wir folgten ihm nach oben und währenddessen hatte ich genug Zeit, um mich umzuschauen. Er hatte Recht gehabt. Das Haus der Woolsocks – wer immer sie auch waren – war freundlich, warm.. so ganz anders als der Grimmauldplace es gewesen war. Wenigstens erinnerte mich dieser Ort nicht permanent an Sirius.. wie sehr er sein Zuhause gehasst hatte und doch darin eingesperrt wurde. Wenn ich darüber nachdachte, war Sirius fast sein ganzes Leben lang ein Gefangener gewesen.. bis er schließlich starb..
„Unten findet gerade ein Ordenstreffen statt, ich bin etwas zu spät. Warte bitte hier.“
„Mr. Lovegood? Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Warum kommen wir einfach so in das Hauptquartier herein.. ist es nicht geschützt?“
„Natürlich ist es geschützt, Harry.“, lachte er und zwinkerte mir zu. „Anders, als der Grimmauldplace ist er aber nicht durch den Fideliuszauber geschützt. Man kommt nur mir bestimmten Portschlüsseln auf das Grundstück, die nicht von jedem aktiviert werden können.“
Ich atmete tief durch und ignorierte das Lachen von Lunas Vater, während er die Treppe hinabstieg.
„Wann wurdet ihr aus dem St. Mungos entlassen?“, fragte ich und setzte mich in einen bequem aussehenden Sessel.
„Vor zwei Tagen. Man Alter, du weißt nicht, wie Hermine sich aufgeregt hat, als sie hörte, dass du Hogwarts verlassen hast.“, grinste Ron und warf einen Seitenblick zu Hermine.
„Natürlich habe ich mich aufgeregt! Harry, wie konntest du nur einfach Hogwarts verlassen?! Deine ganze Ausbildung! Das ist-“
„Unglaublich, man! Das du das gebracht hast.“
„Unverantwortlich, war eher das Wort, das ich gesucht habe, Ron!“
„Ich konnte nicht in Hogwarts bleiben. Es ist gefährlich dort. McGonnagall.. sie.. ich denke, sie steckt mit Snape unter einer Decke. Und Filch auch. Wer weiß, wer noch alles auf Voldemorts Seite ist.“
„McGonnagall? Aber Harry.. das kann nicht sein. Dumbledore hat ihr vertraut.“, warf Hermine zweifelnd ein.
„Snape hat er auch vertraut und man sieht ja, was ihm zugestoßen ist.“, murmelte ich bitter und verdrängte die aufsteigenden Erinnerungen an jene Nacht.
Draco stand neben mir, stupste mich leicht an und schüttelte traurig den Kopf. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, mir wurde warm ums Herz.. Ron und hermine hatten dieses Schauspiel schweigend beobachtet. Hermine mit Verwirrung auf dem gesicht, aber auch etwas, das ich nicht definieren konnte.. ein Blick, der sagte: Ich weiß etwas, was du nicht weißt.. Und Ron. Ja Ron war gefangen zwischen Hass und Unverständnis.
„Wo wir schon mal bei Vertrauen sind.. wie konntest du Malfoy mitnehmen? Seine Eltern sind Todesser, er ist Slytherin.. er hat uns all die Jahre das Leben zur Hölle gemacht. Ich bin mir sicher, dass er irgendwann genau wie sein Vater auch-“
„Ron, es reicht.“, zischte ich und sah ihn mit zu Schlitzen verengten Augen an.
„Schon gut, Potter. Ich lass euch das mal alleine regeln.“ Draco drehte sich um und trat aus dem Raum. Meinen Ruf, er solle da bleiben, ignorierte er.
„Ron. Wir haben einiges mitgemacht, während ihr zwei nicht da wart. Draco ist mein Freund, ich vertraue ihm. Und wenn du das nicht akzeptierst, dann haben wir ein gewaltiges Problem, denn er wird NICHT von hier fortgehen.“ Mit diesen Worten lies ich die beiden allein zurück und folgte Draco.. wo immer dieser auch steckte..


von Maybe:

Ich streifte durch das Haus, ohne zu wissen, wo ich eigentlich hinlief. Wo war er nur?
Was war nur in mich geraten? Warum hatte ich mich wegen Draco gegen meinen besten Freund gerichtet? Gegen jemanden, der seit 7 Jahren stets zu mir gehalten hatten.. wegen Draco Malfoy, der mir mehr als einmal das Leben zur Hölle gemacht hatte. Ich seufzte und lehnte mich gegen die Wand, als ein Geräusch mich aufhorchen ließ. Es klang nach splitterndem Glas. Ich zuckte zusammen und ging zur gegenüberliegenden Tür, legte meine Hand auf die Klinke, zögerte und trat doch ein.
„Draco?“ Das Bild, das mich erwartete, ließ mich abrupt anhalten. Ich erstarrte, betrachtete fassungslos die Glasscherben, die auf dem Boden zerstreut waren und Draco.. mitten drin. Wut, Verzweiflung und Einsamkeit spiegelten sich auf seinem Gesicht.
„Ist alles ok mit dir?“, fragte ich zaghaft und trat einige Schritte näher.
„Natürlich! Da der gute Potter nun seiner wirklich ehrenwerten Aufgabe nachgegangen ist, kannst du auch wieder gehen.“, fauchte er und lies sich auf einen Sessel plumpsen. Mit verschränkten Armen, starrte er stur aus dem Fenster und vermied meinen Blick.
„Ok, wie du meinst. Mach halt einen auf stur. Du wirst mich trotzdem nicht los.“ Mit diesen Worten lies ich mich gegenüber von ihm nieder und betrachtete sein Gesicht, wartete auf eine Reaktion von ihm.
„Wo hast du Weasley und Granger gelassen? Haben sie dir eingetrichtert, dass ich einen schlechten Einfluss auf den kleinen, armen Harry Potter habe? “
„Ich- nein! Ich meine.. es ist mir egal, was Ron sagt. Ich..ich vertraue dir.“
„Ach, wie schön. Du lehnst dich gegen deine besten Freunde auf?“
„Könntest du bitte damit aufhören? Hab ich dir irgendetwas getan?!“
„NEIN! Das ist es ja!“ Aufgebracht sah er mich an und konnte mir doch nicht in die Augen blicken.
„Was bitte?“ Ich hatte ihn noch nie so aufgelöst gesehen, so völlig aus der Ruhe gebracht.
„Vergiss es.“
Mit einem Ruck stand er wieder vom Sessel auf und stürmte auf und ab durchs Zimmer. „Seit ich denken kann, Potter“, er spuckte mir meinen Nachnamen fast ins Gesicht, ich wich unwillkürlich zurück, „war ich einer von den Bösen. Es hat mir Spaß gemacht, die anderen Schüler zu schikanieren! Und jetzt?....“
Er hielt inne in seinem Lauf und trat ganz nahe an mich heran. Sein Zeigefinger bohrte sich in meine Brust, als er flüsterte: „Ich erkenne mich selbst nicht mehr wieder.“, zischte er, „ich weiß nicht was eigentlich mit euch hier tue. Warum ich hier bin. Warum ich ausgerechnet dir – meinem eigentlichen Erzfeind – helfe. Ich kann nie wieder nach Hause zurück, weißt du das eigentlich? Ich falle hier gerade meiner Familie in den Rücken! Ich verrate den Namen meiner Familie, der Familie Malfoy! Treu ergebene Diener des dunklen Lords... und ich... ich war...“
Ich glaubte es zuerst nicht, doch in seinen Augen bildeten sich wahrhaftig Tränen, als er sich abrupt von mir wegdrehte und mit bebenden Schultern zum Fenster lief.
Die Sonne strahlte herein, ließ die Staubpartikel in der Luft erscheinen – ich folgte fasziniert ihrem wirbelnden Spiel, ehe mich Dracos gebrochene Stimme aus meiner Trance holte.
„Ich war nicht einmal fähig einen Menschen zu... Mein Gott ich kann das Wort nicht einmal aussprechen, verdammt!!!“
Seine Hände fanden eine Vase aus feinem Porzellan, die er mit voller Wucht auf den Holzboden warf. Im Sonnenlicht glitzerten die feinen Stückchen, die durch den Aufprall nach oben gewirbelt wurden, durch sie hinweg sah ich Draco an.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Herz schlug wie verrückt, es tat mir weh, ihn so zu sehen. Ich fühlte seinen Schmerz, wie meinen Schmerz. Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht mit ihm leiden – nein, ich wollte, dass er nicht mehr litt.
Ein Schritt durchbrach Welten.
Ein Blick durchbrach Barrieren.
Ich lief auf ihn zu, langsam – als wollte ich ihn nicht verschrecken – und legte meine Hand auf seine Schulter.
Er hielt den Kopf gesenkt, seine Brust bebte, als meine Hand seine Schulter berührte, zuckte er zusammen.
Die leichte Röte, die seine Ohren befiel, blieb mir nicht verborgen – unwillkürlich musste ich lächeln. Mein Arm fand wie von selbst den Weg auf Dracos Rücken, ich zog ihn sanft an mich. Fühlend, wie Draco sich zuerst versteifte, ließ ich meine Arme locker dort ruhen, wo sie waren, doch er wich nicht fort.
Stattdessen krallte er seine Hand in meine Jacke, dass ich seine Knöchel weiß hervortreten sah.
Sanft strich ich ihm über sein weiches, blondes Haar und flüsterte beruhigende Worte, die eigentlich keinen Sinn ergaben. Doch wichtig war nur der Klang, nicht der Inhalt...


von Finn:

Draco löste sich nach einigen Minuten aus der Umarmung und unsere Blicke trafen sich.
„Ich hasse dich, Potter...“
Mir war klar, dass er es nicht ernst meinte, es war vielmehr eine Bestätigung für sich selbst, eine Lüge mit der er sich zu täuschen versuchte.
„Ja, ich weiß.“, gab ich schmunzelnd zur Antwort.
„Damit eins klar ist: Das bleibt unter uns, hast du verstanden?!“ Es war keine Frage. Ich nickte stumm und er stolzierte naserümpfend aus dem Raum, wo er mich allein mit meinen Gedanken zurücklies.

Zwei Tage vergingen ohne größere Zwischenfälle. Mrs Weasley bestand darauf die Planungen gegen Voldemort über die Weihnachtsfeiertage zurückzustellen und lies uns deshalb keinen Moment aus den Augen, aus Angst, wir würden eine Dummheit anstellen. Auch die anderen Ordensmitglieder machten es uns nicht leicht, in Ruhe über weitere Vorgehensweisen zu sprechen. So blieb uns letztendlich keine andere Wahl, als nachzugeben und uns die Zeit damit zu vertreiben, das Hauptquartier weihnachtlich zu dekorieren.

Draco kapselte sich immer öfters ab, verschwand urplötzlich und tauchte erst nach Stunden wieder auf, was Ron und Hermine mehr als recht war. Ich wollte nicht unhöflich erscheinen, oder ihn gar in eine weitere peinliche Situation bringen, also entschloss ich mich, ihn nicht nach seinen Gründen zu fragen. Ich hatte schon so eine Ahnung, welche sich auch dadurch bestätigte, dass er auf dem Absatz kehrt machte, sobald er mich sah.
Er ging mir aus dem Weg.


von Tinwe:

Obwohl ich es irgendwie verstand verletzte es mich doch irgendwie. Die Zeit, die wir zusammen auf der Flucht gewesen waren hatte alles verändert. Er war da gewesen, als ich jemanden gebraucht hatte und ich hatte einen Draco kennen gelernt den wahrscheinlich niemand anders kannte. Das Bild von Draco im Zentrum von dem Scherbenhaufen ließ mich einfach nicht mehr los. Die Verzweiflung die in sein Gesicht geschrieben stand versetzte mir immer noch einen Stich. Wie konnte jemand nur so traurig und verzweifelt sein? Er hatte so allein gewirkt, so verletzlich... Der gemeine, großkotzige, sich immer überlegen fühlende Malfoy, war plötzlich nur noch ein einsamer Mensch, dessen Welt, dessen ich zerstört wurde. Nach außen hin existierte zwar noch ein Malfoy, doch in Wirklichkeit war da nur noch Draco, der Junge der Dumbledore verschont hatte, der nicht töten konnte und anfing....

Ich wurde abrupt aus meinen Träumereien gerissen, als ich unter einer Leiter begraben wurde.

„Harry, Ron, ist euch was passiert?“ hörte ich Hermines aufgeregte Stimme fragen.

„Du solltest die Leiter doch festhalten.“ Beschwerte sich Ron lautstark, während er sich langsam vom Boden aufrappelte. Er stöhnte und hielt sich den Rücken.„Wetten ich hab mir den Rücken verrenkt?“

„Ach komm Ron, stellt dich nicht so an“ verkündete die Gryffindorin, „deinem Rücken wird’s bestimmt gleich wieder besser gehen. Harry hat die Leiter und dich abgekriegt und er jammert kein bisschen“

„Jaaa, weil er schuld war“ erwiderte Ron säuerlich „er sollte eben verhindern, dass die Leiter umkippt.“

„Ach komm, dass kann doch jedem mal passieren...“

Und schon waren die beiden wieder in einen ihrer typischen Streits vertieft, die mich zwar manchmal ziemlich annerven, aber hin und wieder auch ganz amüsant und praktisch sind.

Ich erhob mich nun endlich auch vom Boden und rieb mir meine Schmerzenden Gliedmaßen. Dieser körperliche Schmerz war auf jeden Fall dem seelischen vorzuziehen und lenkte mich wenigstens davon ab. Naja eigentlich ja nicht wirklich, denn ich dachte ja schon wieder daran. Ich begann mich mit meinen eigenen Gedanken zu verwirren. Manchmal dachte ich einfach zu kompliziert. Langsam fing ich an mich mit meiner Grüblerei zu nerven. Und ohne das ich es mir wirklich eingestehen wollte wusste ich doch, dass mich das Benehmen Dracos langsam aber sicher auch nervte und wütend machte. Zum Glück kamen in diesem Moment Neville und Luna lachend um die Ecke gerannt. Ihre Gesichter glühten und ich freute mich dieses glückliche Pärchen zu sehen. Ich musste unwillkürlich grinsen, als ich bemerkte, dass Neville mal wieder zwei verschiedene Socken trug und Luna ihre Mütze nur noch schief auf dem Kopf saß. Ja sie waren schon ein Duo, beide ein bisschen verquer, aber auch beide voll Aufmerksamkeit und Freundlichkeit.

„Hey Leute, das Wetter draußen ist herrlich, lasst die Sachen doch stehen und macht mit uns eine Schneeballschlacht.“ lachte Luna „Dekorieren können wir doch später noch lange genug, aber dieser Schnee, den muss man einfach ausnutzen!“

Glücklich über diese Abwechslung waren wir alle schnell dick eingepackt und fanden uns rumtobend im Schnee wieder. Neville war zwar ein miserabler Werfer und schaffte es auch hin und wieder über seine eigenen Füße zu fallen und im Schnee zu landen, doch trotzdem hatte er genauso viel Spaß, wie wir anderen. Ich lachte mit den anderen und fühlte mich eigentlich ganz glücklich, bis ich plötzlich Draco entdeckte, der still hinter der Hausecke stand und uns anscheinend beobachtet hatte. Sofort war wieder der Schmerz da und schlagartig war mir der ganze Spaß an der Schneeballschlacht vergangen.

Ich spürte Wut in mir aufkochen.

Wut darüber ignoriert zu werden.

Wut über mich selbst, weil ich an nichts anderes denken konnte und mir das alles so zu Herzen nahm

Wut über das Gefühl, dass alles gut würde wenn ich ihn wieder in meine Arme schließen würde, obwohl es so unwirklich gewesen und so unwahrscheinlich war.

Ich spürte, dass ich diese Wut jetzt unbedingt loswerden musste und ohne mir richtig darüber bewusst zu sein hatte ich mich schon, einen riesigen Schneeball in der Hand haltend, an die Hausecke herangeschlichen...


von Maybe:

Doch bevor ich in die Verlegenheit kam, den Ball auch nur ansatzweise geworfen zu haben, trat ich auf einen Ast.
Mit dem Zerbrechen und Knacksen des Astes fuhr Draco herum – ich hatte den langen Weg um das Haus herum in Kauf genommen – und starrte mich und meinen Schneeball in der Hand abwechselnd an.
„Potter... was soll das.“
Schluck.
„Ähm... nach was siehts denn aus? Ich wollte dir deinen ernten Gesichtsausdruck vom Gesicht waschen. Das kann ja keiner mit ansehen.“, versuchte ich mich verlegen aus der Situation zu retten.
In der Zeit, in der ich mit leicht geröteten Wangen zu Boden starrte und nicht wusste, was ich erwidern sollte, hatte Draco schon einen Batzen Schnee zusammengepresst.
Ich bemerkte es allerdings erst, als er mir an die Stirn klatschte.
„Ah!!! Draco!!!“
Ich wischte mir wütend den schmelzenden Schnee aus der Stirn und dem Gesicht, als ich bei einem glucksenden Laut innehielt.
Draco würde doch nicht etwa...
Gebannt sah ich ihn an.
Er verzog den rechten Mundwinkel. Und es bildete sich ein Grübchen.
Oh mein Gott.
„Ha ha ha... Potter… dein Gesicht!”
Ich starrte ihn nur an und dachte stolz, dass ich diesen ernsten und verdrossenen Jungen endlich einmal zum lachen gebracht hatte.
„Ach ja, das findest du jetzt wohl irre komisch oder wie!“, rief ich lachend, rollte einen extra großen Schneeball in meinen Händen und knallte ihn in Dracos lachendes Gesicht.
Allerdings rannte ich schon mal außer Reichweite, um seiner unmittelbar folgenden Rache aus dem Weg zu gehen.
Als ich zu den anderen zurück rannte, hörte ich, dass er mir folgte – ich lächelte in mich hinein.
Ron und Hermine starrten zu mir herüber, als ich grinsend mit Draco im Schlepptau um die Ecke gerannt kam.
Mein Herz gab mir einen kleinen Stich – sollte dies etwa mein schlechtes Gewissen sein?
Es wunderte mich nicht, dass Ron und Hermine Draco nicht ausstehen konnten. Er hatte sie oft genug aufs Übelste beschimpft und gekränkt.
Mich allerdings auch.
Allerdings machten die beiden kein großes Theater und nahmen Draco wortlos, wenn auch nicht glücklich, in unsere gemeinsame Schneeballschlacht auf.

Später – es war schon gänzlich dunkel draußen – saßen wir alle um den warmen Kamin im großen Wohnzimmer versammelt, mit Kakaotassen in der Hand und in warme Decken eingemummelt. Wir waren alle mehr als durchgefroren, meine Hände konnten kaum die Tasse halten und mein Gesicht fühlte sich an wie ein einziger großer Eisklotz.
Draco schien es ähnlich zu gehen, da er mit verbissenem Gesichtsausdruck versuchte, seine Tasse zum Mund zu führen, was ihm nicht so recht gelingen mag.
Meine Hand zuckte merklich, um ihm zu helfen... allerdings wollte ich ihn – und auch mich – vor den anderen nicht in Verlegenheit bringen.

Mittlerweile wusste ich ja, wie er darauf zu reagieren schien.
Er schien meine Absicht zu erraten, denn wir sahen uns direkt in die Augen.
Und es schien eine Welt stehen zu bleiben.
Ich drohte zu versinken. Oh mein Gott. Gerade als ich tief Luft holte, um mein Herz wieder unter meine Kontrolle zu bekommen, fiel mein Blick hinauf zur Decke.
Ähäm.
Was hatte der Mistelzweig da oben zu suchen?
Draco folgte meinem Blick stirnrunzelnd – scheinbar musste ich mein Gesicht fragend verzogen haben, ohne mein Wissen (ich sollte langsam lernen meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen...) – und hielt genauso wie ich plötzlich inne.
Wir sahen uns wieder an.
Und sahen wieder zur Decke.
Als sich unsere Blick ein drittes Mal trafen, wurden wir beide schlagartig rot.
Mein Atem schien sich für kurze Zeit in meiner Lunge zu verfangen, während Draco mich schweigend ansah, eine Augenbraue hochzog – ich wusste gar nicht, dass er das konnte – und leise knurrte: „Potter... denk nicht mal im Entferntesten an das, was du gerade denkst....“
Ich schluckte merklich. Mist. An was dachte ich gerade?
Schnell wandte ich mich ab und vergrub mich tiefer in meine Decke.
Ein fragender, durchbohrender Blick von Hermine traf mich, den ich jedoch zu ignorieren versuchte, indem ich die Augen schloss und von meinem Kakao trank.
VERFLUCHT!!!
Ich hatte vergessen, wie heiß Kakao sein kann....
Dracos Hand tätschelte meinen Rücken, während ich vergeblich nach Luft ringend vor mich hin hustete und mir kalte Luft in den Mund fechelte...


von Viella Vie:

Es war kalt. Eiskalt. Mit starren Gliedern setzte ich mich auf, blickte mich im Raum um und schlang die Decke fröstelnd stärker um mich. Eisblumen wuchsen am Fenster und fraßen sich durch das Glas. Was war es nur, das die Temperatur so rapide zum sinken brachte? Mein Atem begann zu rasen und in der eisigen Luft zu kondensieren, als sich eine leise Ahnung in mir breit machte.
Schnell sprang ich auf, den stechenden Schmerz in meinen Füßen ignorierend und eilte zu Rons Bett hinüber. Ich versuchte ihn wachzurütteln, doch ER zeigte keine Regung. „Ron!“
Es half nichts. Die Verzweiflung packte mich. Ich rannte zu Draco, dessen Gesicht im fahlen Mondschein eigenartig weiß wirkte, doch auch ER wachte nicht auf. Vorsichtig berührte ich seine Finger und erschrak. Sie waren eiskalt. „Nein...bitte.....!“
Ich stolperte rückwärts, den Kopf zwischen meinen Händen, immer wieder die gleichen Worte vor mich hinmurmelnd. „Nein...nein....nein...“
Bitterböses Lachen schallte durch das Haus. Ich hatte nur noch einen Gedanken im Kopf: Flieh!
Voller Panik rannte ich zur Tür hinaus, die Treppen hinunter bis zur großen Eingangshalle, doch es war zu spät. Just in dem Moment, als ich die letzte Stufe hinuntertrat, sprangen die großen Flügeltüren auf und Voldemort erschien auf der Eingangsschwelle, dicht gefolgt von mindestens zweiduzend Dementoren. Ich klammerte mich an den Treppenpfosten und suchte in meinen Taschen panisch nach meinem Zauberstab. Er war nicht DA.
„Harry, Harry...so aufgeregt mich zu sehen? Och, das rührt mich zu Tränen, glaub mir!“ Triumphierend lächelnd trat ER auf mich zu. Er war sich so siegessicher, dass ER nicht einmal seinen Zauberstab zückte.
„Du zitterst ja! Ist dir etwa kalt?“ Es waren nur noch ein paar Meter, die uns trennten. Sein Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzogen als ER den Arm nach mir ausstreckte. „Zu schade, aus dir wäre sicher ein großer Zauberer geworden...“ Ich schloss die Augen und spürte seine kalten, knochigen Finger auf meiner Wange. „Nein!“ Mit letzter Kraft schlug ich seinen Arm weg und stolperte die Treppe hinauf. Es musste noch einen zweiten Ausgang geben! Irgendwo! „Oh nein, du wirst mir nicht entkommen!“ Er hatte Recht. Ohne, dass ich es gemerkt hatte, war ich von Dementoren umzingelt. Ich wirbelte herum und das Letzte was ich sah, war ein grüner Lichtblitz, ehe das Bild in sich verschwamm.

Ich fand mich auf einem Hügel wieder, an einem mir völlig unbekannten Ort.
Wo war ich? War das der Tod oder gar eine Zwischenwelt? Ich lies meinen Blick über das kleine Dorf schweifen, welches am Fuße Des Hügels lag. In einigen Häusern brannte noch Licht, doch war kein Mensch mehr auf den Straßen. Alles war ruhig und friedlich.
Doch plötzlich gab es einen lauten Knall. Der Himmel erhellte sich schlagartig und ein riesiges Schwarzes Mal schwebte über dem kleinen Tal. Panische Schreie durchbrachen die Stille. Und wieder dieses Lachen...

Schweißgebadet riss ich die Augen auf.
„Harry, alles in Ordnung?!“ Ron und Hermine standen neben meinem Bett und sahen mich voller Sorge an. Es dauerte einen Moment, bis ich realisiert hatte, dass alles nur ein Traum war...nur ein Traum?
„Voldemort!“ – Sie zuckten merklich zusammen – „..Er wird bald ein Muggeldorf angreifen!“
Ich bemerkte wie sie kurze Blicke austauschten. „Harry...ich glaube..“ – „Versteht ihr mich denn nicht?! Wir müssen etwas unternehmen, sofort!“

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